Lackieranlagen & Applikationstechnik

Kein Tag wie der andere

Unterwegs mit einem technischen Allrounder

 

Im Meer auf Tauchsafari, durch den Schwarzwald mit dem Motorrad, als DJ mit einem feinen Gespür für unterschiedliche Musikrichtungen. Die anspruchsvollen Hobbys verlangen Roland Schipietz einiges ab: Flexibilität, Ausdauer und ein tiefes Verständnis für Technik. Eigenschaften, die ihm in der Freizeit zugutekommen und im Berufsalltag im Team des Technical Sales der INP.

8 Uhr morgens. Roland Schipietz nippt an seinem Kaffee im Büro in Bietigheim-Bissingen. Der ruhige Moment am Schreibtisch ist eher die Ausnahme als die Regel, denn als Teammitglied des technischen Vertriebs ist er viel unterwegs in den Montagehallen am deutschen Firmensitz, im Testcenter im tschechischen Ledec oder irgendwo sonst auf der Welt, wo die Maschinen der Industriekunden stehen. „Kein Tag ist gleich – und Pläne ändern sich oft ganz schnell“, bestätigt Schipietz lächelnd. „Wenn bei einem Kunden plötzlich eine besondere Situation auftaucht, die sich nicht aus der Ferne beurteilen oder beheben lässt, sitze ich am nächsten Morgen im Auto oder Flugzeug. Das für den Abend geplante Treffen mit Freunden muss dann eben warten.“

 

Techniker, Vermittler, Problemlöser

Die Aufgaben von Roland Schipietz passen in kein Schema. Genau das mag er an seinem Job, denn es bringt ihn mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammen. Er unterstützt die Sales-Kollegen bei technischen Rückfragen, setzt Versuchsaufbauten um oder führt eigenhändig Beschichtungsversuche durch – dokumentiert, analysiert und gibt die Ergebnisse weiter. Bemerkt er Abweichungen, tauscht er sich mit der Qualitätssicherung aus und bringt seine Erkenntnisse ins Produktmanagement ein. Vor Ort oder per Teams führt er Hands-on-Trainings mit Kunden durch und findet gemeinsam mit ihnen Lösungen. Es sind diese intensiven Einblicke in die Praxis, die ihn zur idealen Schnittstelle zwischen der Entwicklungsabteilung und dem INP-Sales-Team machen.

Kreativität trifft technisches Know-how

„Typisch ist, dass nichts typisch ist“, berichtet Schipietz, während er sich entspannt zurücklehnt. „Unsere Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Branchen – da ist jede Anfrage anders.“ Wenn es so etwas wie einen roten Faden gibt, dann sind es grobe Prozessideen, mit der Bitte mal zu prüfen, ob ein solcher Lackierprozess überhaupt funktionieren könnte – in der gewünschten Taktzeit? Und mit welchem Equipment? Für einen fundierte Einschätzung greift Schipietz auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. „Es fühlt sich nicht so an, aber ich bin seit fast 28 Jahren in der Branche. In der Zeit habe ich vieles gesehen, ausprobiert und gelernt – vor allem aus dem, was nicht funktioniert hat,“ meint er rückblickend und grüßt mit freundlichem Nicken einen vorbeikommenden Kollegen. 

Der direkte Draht zu anderen Expertinnen und Experten ist ihm wichtig, um Wissen zu teilen und Zusammenhänge zu verstehen. „Oft hilft ein kurzer Austausch mehr als stundenlanges Grübeln allein“, sagt er. Gerade wenn es um neue Lackierprozesse geht – etwa um die optimale Bahnüberlappung bei Robotern oder um passende Parameter für neue Materialien. Denn je besser die Einschätzung im Vorfeld, desto reibungsloser läuft es später in der Werkshalle. 

Support zwischen Zeitzonen und vor Ort

Der Kaffee ist leer, mit der Ruhe ist es vorbei. Sobald der Laptop hochgefahren ist, ploppen die ersten E-Mails auf – viele sind während der Nacht eingetroffen. Eine davon enthält nur ein Foto und eine knappe Beschreibung: Die Steuerung zeigt einen Hochspannungsfehler. Für Schipietz ist sofort klar, das lässt sich nicht per Mail klären. Mit Blick auf die unterschiedlichen Zeitzonen zögert er nicht lange und startet einen Videocall mit dem Kunden. Bildschirm teilen, Fragen stellen, Details klären – oft ist die direkte Kommunikation der schnellste Weg

Kaum ist das eine Probleme gelöst, klingelt das Handy. Ein anderer Kunde meldet sich mit einem ernsten Anliegen: Ein Zerstäuber funktioniert nicht mehr, der Luftmotor wurde mit Spülmittel geflutet. „Er kann sich das nicht erklären und bittet um Hilfe, weil er eine eigene Steuerung verwendet“, fasst Schipietz das Gespräch zusammen, während er den Laptop zuklappt. Er macht sich kurzerhand auf den Weg, da der Kunde nicht weit entfernt ist. Gemeinsam mit dem Bediener vor Ort führt er mehrere Tests durch, bis schließlich die Ursache in der Ansteuerung identifiziert ist. „Der Zerstäuber war zwar schon defekt, aber nach dem Austausch wird das nicht wieder passieren“, fasst Schipietz das Ergebnis zusammen, nachdem er einige Zeit später wieder im Büro ist. 

 

Lackierung ungewöhnlicher Objekte

Schnell scrollt er durch unzählige E-Mails, weitere Telefonate folgen – nichts Besonderes, wenn man so will. Doch auch nach fast drei Jahrzehnten in der Branche gibt es Anfragen, die selbst ihn überraschen. „Eine der außergewöhnlichsten war zur automatisierten Lackierung von Särgen. Daran werde ich mich wohl immer erinnern, weil es so unerwartet war“, erzählt Schipietz schmunzelnd. Er führte eine Offline-Untersuchung durch, simulierte Bahnverläufe und prüfte die Machbarkeit. Auch wenn das Projekt am Ende nicht realisiert wurde, war die Mühe nicht umsonst. Wenig später setzte ein Integrator ein ähnliches Vorhaben um, durch das heute Urnen serienmäßig mit dem Ready2Spray-Roboter von Dürr beschichtet werden.

So ungewöhnlich manche Anfragen auch sind, es gibt Projekte, die bringen selbst einen erfahrenen technischen Spezialisten wie Schipietz zum Strahlen. Sein persönliches Highlight? Die Entwicklung und Inbetriebnahme eines Beschichtungsprozesses mit dem EcoPaintJet für die oversprayfreie Lackierung von Glasplatten. „Das war technisch anspruchsvoll. Es gab ein paar Hürden unterwegs, aber wenn man am Ende sieht, dass tausende dieser Glasplatten mit dem von uns entwickelten Prozess lackiert werden und der Kunde so richtig zufrieden ist – dann ist das schon ein echtes Erfolgserlebnis.“ Heute Glas, morgen Holz, übermorgen Kunststoff oder Metall; mal als präzise Linie ohne Sprühnebel, mal als großflächige, gleichmäßige Beschichtung. „Routine? Gibt’s für uns eigentlich nicht und das ist gut so. Denn die Vielfalt fordert uns im besten Sinne, da mit jeder neuen Aufgabe neue technische Lösungen entstehen und unsere Kompetenzen wachsen,“ so Schipietz. Für heute fährt er den Laptop runter und ist gespannt auf die Herausforderungen, die ihn am nächsten Tag erwarten.